Löb Strauss, geboren 1829 in Buttenheim als Sohn eines jüdischen Hausierers, war elementar an der Entstehung der Jeans beteiligt. Schon als kleiner Junge verkaufte er zusammen mit seinem Vater Haushaltsutensilien, u.a. auch Stoffe und Nähzeug und erlernte so bereits in jungen Jahren den Kaufmanns-Beruf. Drei Jahre nachdem Löb Strauss' Vater verstorben war, beschloss er 1848 mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern nach Amerika auszuwandern. In New York angekommen arbeitete Strauss im Textilwarenhandel seiner beiden Halbbrüder, die bereits zwei Jahre zuvor in Amerika ein Geschäft aufgebaut hatten. Im Zuge der Einwanderung und des Erwerbs der amerikanischen Staatsbürgerschaft, nannte sich Löb Strauss in Levi Strauss um. Zur Zeit des Goldfiebers zog es auch Strauss nach Westen, Richtung Kalifornien. 1853 in San Francisco angekommen, eröffnete Strauss einen Textilgroßhandel. Mit einem vielfältigen Angebot an Stoffen belieferte er damals viele Händler in den Goldgräbergebieten. Drei Jahre später gründete Levi Strauss zusammen mit seinen beiden Halbbrüdern die Firma Levi Strauss. Gemeinsam führen sie das Unternehmen von den Standorten New York und San Francisco aus.
Um die Entstehung der Jeanshose ranken sich viele Mythen und Geschichten. Häufig wird berichtet, dass die Jeans damals eine Hose zum Überziehen über die eigentliche Hose beim Goldgraben war. Allerdings fehlen für diese Aussage historische Belege. Leider sind alle historischen Daten von Levi Strauss 1906 beim Großbrand in San Francisco, am Firmensitz von Levi Strauss, zerstört worden.
Belegt ist jedoch, dass die erste Jeanshose von Löb Strauss und Jacob Davis 1873 entwickelt wurde und als Arbeitshose über die eigentliche Hose gezogen wurde. Diese Jeans war eine Art Overall. Strauss' Geschäftspartner Davis war Schneider und hat damals eine Lösung für die ständig aufreißenden Taschenecken gefunden. Davis nutzte die Kupfernieten der damaligen Pferdegeschirre zur Sicherung der Taschenecken gegen das Aufreißen. Dies war die erste Nietenjeans, die sich Strauss und Davis patentieren ließen. Der Nachteil der Nieten an der Hinterhose war die enorme Belastung für den Sitzuntergrund durch die Reibung und den Druck der Niete. Deshalb finden wir heute auch kaum noch Nieten an der Hinterhose. 1880 eröffneten Strauss und Davis zusammen eine Näherei für ihre Jeanshosen. Zuvor wurden alle Hosen in Heimarbeit gefertigt. Zehn Jahre später ging die berühmte Levis 501® in Produktion. 1901 kam die heute beliebteste Jeansstruktur auf den Markt, die 5-Pocket-Jeans. Gürtelschlaufen gab es sogar erst ab 1922, um die Hose mit einem Gürtel um die Taille befestigen zu können.
Zu Beginn wurden Jeans nicht nur aus Denim gefertigt, sondern auch aus Segeltuch. Beide Stoffe wurden von der Firma Amoskeag in den USA hergestellt. Durch die reduziere Nachfrage an Segeltuch setzte sich der Denimstoff für Jeansprodukte durch.
Leider ist bis heute ungeklärt, woher die Begriffe „Denim“ und „Jeans“ eigentlich stammen. Der Mythos für das Wort Denim besagt, dass die Stoffe damals aus der französischen Stadt Nimes kamen, also „Serge de Nimes“, oder etwas verkürzter „Denim“. Auch zum Begriff Jeans gibt es einen Mythos. Demnach gab es im 16. Jahrhundert in Italien einen Stoff, der als „Jean“ bezeichnet wurde. Leider sind beide Mythen etwas vage, weshalb man die Herkunft nicht genau festlegen kann.
Groß geworden ist die Jeans in den USA und wurde durch die drei großen Marken Levis, Wrangler und Lee geprägt. In Deutschland wurde die Jeans von der Marke Mustang in der Nachkriegszeit 1948 produziert. 1961 produzierte Mustang die allererste Stretchjeans für Damen, die viele neue Optionen mit sich brachte. Die Amerikaner brachten die Jeans nach dem zweiten Weltkrieg nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Japan. Dort wurde 1947 die Jeansmarke Edwin gegründet.
Ende der 80er Jahre gründeten sich viele neue Jeansmarken, da die Hosen ein Ausdruck von Individualität und Lebensstil waren. Nun war nicht nur die Funktionalität wichtig, sondern vielmehr das Aussehen. Möglichst verschiedene Waschungen, Passformen, Farben und Effekte der Jeans waren gefragt.
Heutzutage kennt jeder auf der Welt die Jeans. Der deutsche Auswanderer Strauss brachte uns vor über 140 Jahren ein revolutionäres Produkt, das trotz ihres Alters immer noch unser täglicher Begleiter ist.